Am 08.05.1960 trafen sich 47 Personen -hauptsächlich Bewohner der Nordweststadt- zur Gründungsversammlung in der Gaststätte „Kropsburg“. Sie benannten ihren Verein nach dem Stadtteil, der ihnen Heimat geworden war, „SV Nordwest 1960“. Das „e.V.“ kam nach der Eintragung ins Vereinsregister hinzu. Den KFV, den FC West und auch Germania Neureut gab es in der näheren Umgebung schon. Man wollte aber etwas Eigenes, Unverwechselbares. Das hat man geschafft und das ist der Verein bis heute. Der damals 40-jährige Georg Jaki wurde zum 1. Vorsitzenden gewählt und blieb es 32 Jahre lang.
Es gab zunächst weder ein eigenes Sportgelände noch ein Domizil. Man trainierte und spielte einige Jahre als Gast von Olympia Hertha im Hardtwald. Bälle, Trikots und auch Spieler wurden per VW-Bus hingekarrt und nach Training und Spiel wieder mitgenommen. 1964 wurde der Sportplatz neben der Werner-von-Siemens-Schule als Schulsportgelände in Betrieb genommen und auch für den SV Nordwest zur sportlichen Heimat inmitten seines Stadtteils.
Zwar wurde in den Folgejahren immer wieder versucht, ein eigenes Gelände zu bekommen, das die Stadt Karlsruhe dem Grunde nach zugesagt hatte, jedoch scheiterte dies einmal an Nachbareinsprüchen, ein anderes Mal daran, dass ein ins Auge gefasstes Gelände am alten Flugplatz aus EU-Sicht die Heimat von Sandwespen und anderem Getier bleiben sollte oder auch daran, dass man weder überall hin noch mit einem anderen Verein aus der Nachbarschaft fusioniert werden wollte. Man wollte bleiben, was man war auch in Zukunft.
In der Saison 1967/68 wurde die 1. Mannschaft überraschend zum ersten Mal Meister der B-Klasse mit 35:9 Punkten und 47:18 Toren und stieg auf. Auch damals galt schon: Meister kann nur werden, wer wenig Gegentore zulässt. So war auch das Spiel dieser Mannschaft eher unspektakulär aus einer starken Defensive heraus, aber ungemein harmonisch. Trainer war Max Gros, Spieler waren Hermann Burghardt, Eberhard Bergmann, Peter Frank, Peter Kettenbach, Jakob Beron, Jürgen Burmann, Werner Ibler, Zvonimir Rogic, Hans Gabath, Peter Barth, Fritz Heintz, Manfred Kessel und Norbert Zemann. Die ehemaligen Meisterspieler Jakob Beron, Werner Ibler, Peter Barth und Fritz Heintz sind heute noch Mitglieder des Vereins. Peter Barth wurde vor Erreichen des 30. Lebensjahres ein hochkarätiger Schiedsrichter, pfeift immer noch regelmäßig und ist seit rund 20 Jahren auch Schatzmeister des Badischen und des Süddeutschen Fussballverbands.
3 Jahre lang konnte die A-Klasse gehalten werden, dann kam der Abstieg und ein personeller Umbruch, denn viele Spieler waren mittlerweile „in die Jahre gekommen“. Gleichzeitig konnte das in Eigenarbeit fertiggestellte Vereinsheim bezogen werden. Nun hatte man endlich ein eigenes Zuhause. Eine erfolgreiche Jugend, betreut von Josef Schlachter, die schon als C-Jugend Vizekreismeister geworden war, in der A-Jugend-Sonderstaffel den ersten Platz belegt hatte und nur im Aufstiegsspiel am KFV gescheitert war, rückte in die Aktivität auf und gab Anlass zu Hoffnungen. Niemand war sich der Schwere der Zielsetzung bewusst, mit ausschließlich jungen Leuten nach oben zu kommen. Niemand ahnte zu diesem Zeitpunkt auch, dass es 13 Jahre dauern sollte, bis die B-Klasse wieder verlassen werden konnte.
Ansonsten standen die 70er Jahre im Zeichen einer gewaltigen Expansion, zumindest was die Anzahl der Mannschaften anbetrifft. Neben der 1. und 2. Mannschaft etablierte sich noch eine 3. Mannschaft, die aus älteren Recken bestand, die am Sonntagmorgen weiterhin dem runden Leder nachjagen wollten, sowie eine 4. Mannschaft, die ausschließlich aus jugoslawischen Gastarbeitern bestand. Eine Damenmannschaft kam hinzu, in den 80er Jahren noch eine Mädchenmannschaft. Die Ägide der Damen unter der Führung von Hans-Joachim Emmel währte immerhin 25 Jahre lang und führte zu „Glanzzeiten“ bis in die Verbandsliga. Zeitweise hatten wir daneben noch 8 Jugendmannschaften. Zu Zeiten der größten Expansion hatte der SV Nordwest rund 500 Mitglieder. Damit war die personelle und organisatorische Belastungsfähigkeit des Vereins allerdings deutlich „überdehnt“ und der Platz infolge der permanenten Überbeanspruchung nur noch eine „Sandwüste“.
Wie der legendäre Platzwart Joschi Hoog es damals überhaupt geschafft hat, alle Mannschaften in den 4 Kabinen unterzubringen, ist manchem heute noch ein Rätsel.
Ende der 70er Jahre gab es nochmals einige herausragende Erfolge der Jugend. Die damalige B-Jugend, die in den 80er Jahren den Kern der 1. Mannschaft bilden sollte, die dreimal aufstieg, wurde 3 Jahre hintereinander Meister, nämlich im ersten B-Jugendjahr in der Normalstaffel, im zweiten Jahr in der Sonderstaffel und im ersten A-Jugendjahr abermals in der Sonderstaffel, wobei die Meisterschaft im 2. B-Jugendjahr die eindrucksvollste war, denn die Gegner hießen unter anderem FV Daxlanden, FC Neureut, FV Leopoldshafen, Karlsruher FV (damals eine Topadresse im Jugendfussball) und KSC 2, der im Heimspiel mit 3:0 in einer Art und Weise vom Platz gefegt wurde, dass sich die KSC-Verantwortlichen verblüfft und konsterniert vom Acker machten. Trainer und Begleiter dieser Mannschaft war Reinhard Jaki.
Eine weitere Klassemannschaft waren die Jungs um die späteren Bundesligaspieler Mehmet Scholl und Michael Sternkopf, die in der C-Jugend den Aufstieg in die damalige Bezirksliga schafften, später aber infolge des Verlusts dieser Spieler durch Wechsel zum KSC sowie des Weggangs noch einiger anderer, die sich irrtümlicherweise auch für entsprechend talentiert hielten oder denen dies eingeredet wurde, dieses Niveau nicht mehr halten konnten. Trainer und Begleiter dieser Mannschaft waren Ludwig Schuardt und Karlheinz Mauritz.
Die 1. Mannschaft stieg am Ende der Spielzeit 1983/84 als Tabellenzweiter mit 46:14 Punkten und 71:34 Toren wieder in die A-Klasse auf. Trainer war Walter Linder. Zum Spielerkreis gehörten Edmund Weimar, Jürgen Rink, Andreas Leinweber, Thomas Teletzky, Manuel Cetto, Ferdinand Makowski, Dietmar Hönig, Dieter Adolph, Michael Steiner, Reinhard Jaki, Dorde Cordas, Reinhard Brunner, Rainer Zöller, Helmut Ebner, Uwe Rink, Hans-Georg Jaki und Georg Novak, bis auf Dorde Cordas, der allerdings schon viele Jahre ein fester Bestandteil der Mannschaft war, alles „Eigengewächse“.
Wieder konnte die A-Klasse nur 3 Jahre gehalten werden, dann stieg man nach einem „Seuchenjahr“ wieder ab, um am Ende der Spielzeit 1987/88 als Meister der B-Klasse mit bis dahin unerreichten 45:11 Punkten und 94:34 Toren wieder aufzusteigen. Ralf Bucher schoss damals 36 Tore. Trainer war Herbert Deck, der die Mannschaft auf Raumdeckung umstellte, ein Glücksgriff für den Verein war und 3 ½ Jahre blieb. Spieler waren Jürgen Rink, Damir Pavlovic, Dieter Adolph, Manuel Cetto, Dietmar Hönig, Peter Wiedermann, Reinhard Jaki, Dorde Cordas, Helmut Ebner, Rainer Zöller, Thomas Mazi, Uwe Rink, Hans-Georg Jaki, Georg Novak und Ralf Bucher, natürlich wieder alles „Eigengewächse“. Diese Mannschaft war mit Sicherheit das homogenste Team, das der Verein je hatte.
2 Jahre später gelang dem SV Nordwest als Tabellendritter der A-Klasse -immer noch unter Trainer Herbert Deck- der Aufstieg in die inzwischen aufgestockte Bezirksliga mit 42:18 Punkten und 66:41 Toren. Der Kern dieser Mannschaft bestand aus den Spielern, die zwei Jahre zuvor souverän die A-Klasse erreicht hatten. Einige Ältere wie Dorde Cordas, Rainer Zöller, Peter Wiedermann, Dieter Adolph und Reinhard Jaki hatten aufgehört, andere wie Robert Steinbeck, Ramsi Ismail, Uwe Ritzmann, Michael Seitel, Rainer Schweigle, Hans-Joachim Teuber und Alexander Gromer waren hinzugekommen.
Die Bezirksliga erwies sich aber als eine Nummer zu groß. Die jetzt im Umbruch befindliche Mannschaft hatte personelle Abgänge zu verkraften und stieg 2 Jahre später wieder ab.
1992 folgte ein Wechsel in der Vereinsführung. Georg Jaki zog sich altersbedingt auf den ruhigeren Posten des „Finanzchefs“ zurück und Hans-Joachim Emmel, der viele Jahre sein Stellvertreter gewesen war, wurde folgerichtig zum 1. Vorsitzenden gewählt.
In der A-Klasse folgten einige „durchwachsene“ Jahre, bevor man 1994/95 und danach noch dreimal wieder an die Tür zur Bezirksliga klopfte, allerdings zweimal in der Relegation und einmal mit einem 3. Tabellenplatz denkbar knapp scheiterte. Dann war allerdings -so scheint es im Nachhinein- alle Energie verbraucht und verpufft, denn es setzte ein sportlicher Niedergang ein, der am Ende der Saison 1999/2000 zum Abstieg in die B-Klasse und 4 Jahre später zum Abstieg in die C-Klasse führte. Eine ganz wesentliche Ursache war, dass in unserem Verein, der Spieler nie bezahlt und traditionell und aus Überzeugung immer auf die eigene Jugend gesetzt hatte, die Basisarbeit vernachlässigt worden war und auch kaum noch auf geeignetes Personal zurückgegriffen werden konnte Diese Quelle warf nun nichts mehr ab, so dass die sportliche Entwicklung eigentlich folgerichtig nach unten ging.
Nachdem Hans-Joachim Emmel aus gesundheitlichen Gründen 1998 das Amt als 1. Vorsitzender hatte aufgeben müssen und Karlheinz Mauritz zu seinem Nachfolger gewählt worden war, übernahm Reinhard Jaki dieses Amt im Jahr 2000 und übt es bis heute aus.
Am Ende der Saison 2005/06 stieg der SV Nordwest mit einer stark verjüngten Mannschaft, 63 Punkten und 92:21 Toren wieder in die B-Klasse auf, wobei man einräumen muss, dass die Gegner nur 2. Mannschaften waren. Trainer war Joan Veciunca-Bordancu, als Spieler waren Salvatore Mula, Peter Behabetz, Manfred Gilyon, Konrad Martin, Kemal Fidancan, Mark Pils, Ronald Walenda, Harald Gilyon, Ralf Bäuerle, Ralf Zöller, Fabian Bürle, Richard Tuth, Oliver Paul, Georg Eirich, Florin Posipal und Giovanni Scalia beteiligt, bezeichnenderweise wieder einmal hauptsächlich „Eigengewächse“. Georg Eirich erzielte 34 Tore.
Nach einem Jahr B-Klasse mit durchwachsenen Ergebnissen folgte ein personeller Aderlass, der nicht zu kompensieren war. Grund war einmal mehr, dass ein paar befähigte Spieler von einem höherklassigen Verein abgeworben wurden, in deren Schlepptau aber noch ein ganzer Tross mitging, der in höheren Klassen eigentlich nichts zu suchen hat, dies aufgrund kolossaler Fehleinschätzung allerdings von sich selbst glaubte.
Wieder einmal musste ein Neubeginn gestartet werden, der schon bald ins vierte Jahr geht. Langsam zeigen sich unter Trainer Henry Fischer Konturen einer neuen Mannschaft, die seit einem Jahr endlich auch wieder mit Jungs aus dem eigenen Nachwuchs gespeist wird. Dies lässt uns hoffen, dass der SV Nordwest bald wieder besseren Zeiten entgegensieht, zumal die Jugendarbeit intensiviert wurde, um so künftig wieder zu ernten, was man selbst gesät hat.
„Back to the Roots“ muss die Devise für den SV Nordwest lauten – dies ist zugleich die einzige „Überlebensgarantie“ in der heutigen Zeit, die -nicht nur im Fussball- von Maßlosigkeit und Irrsinn geprägt scheint.